Leadership im Zeitalter der Digitalisierung

Viele Unternehmen schauen heute gespannt auf die rasanten Veränderungen, die sich im Rahmen der Digitalisierung ergeben. Big-Data, Industrie4.0 und Smart-Factory sind derzeit die Hype-Begriffe, die so manchen Unternehmer und manche Führungskraft zum Nachdenken anregen und sie sich fragen lassen: „Bin ich / ist mein Unternehmen eigentlich bereit für das Digitalisierungszeitalter?“

Dieser Fragestellung möchte ich in diesem Beitrag etwas nachgehen.
Zunächst muss man sich klar machen, was der entscheidende Unterschied zwischen unserer heutigen „klassischen Industrie“ und der sogenannten „Industrie4.0“ mit ihren Smart-Factories und den digitalen Geschäftsmodellen ist.

Ein grundlegendes Element, das sich verändert hat, ist die Geschwindigkeit der Kunden-Feedback-Schleife. In der klassischen Industrie wurde ein Produkt gelauncht und erst nach einigen Monaten konnte man den Erfolg oder Mißerfolg des Produktes anhand des Vergleichs von Absatzzahlen messen.  Bis zu diesem Zeitpunkt waren bereits große Summen in die Entwicklung und die Produktion gesteckt worden, die unwiederbringlich verloren waren.

In unserer heutigen digital vernetzten Welt kann ein Unternehmen allein aus dem Feedback auf die Ankündigung eines neuen Produktes und dessen Funktionalität in den sozialen Medien mittels Sentiment Analysen ablesen, ob das Produkt bei der Zielgruppe ankommen wird oder nicht. Das hat den großen Vorteil, dass das Unternehmen das Produkt noch an die Kundenwünsche anpassen kann, aber auch den Nachteil, dass Mitbewerber dieses Produkt schnell nachahmen können.
Nun ist Schnelligkeit gefordert, denn der First-Mover am Markt hat meist auch langfristig die Nase vorn.
Das heißt, Änderungs- und Anpassungsgeschwindigkeit in der Entwicklung hoch komplexer Produkte haben ein in der Industrie bisher nicht dagewesenes Ausmaß angenommen, wo sich viele Führungskräfte fragen, wie sie damit umgehen.

Nun wird heute in vielen Unternehmen immer noch nach der aus dem preußischen Militär stammenden und in der Industrialisierung des 19ten Jahrhunderts übernommenen „Command and Control“ Methodik geführt. Das bedeutet:
– Der Chef weiß wie es geht
– Der Chef gibt die Anweisung (Befehl)
– Die Mitarbeiter führen aus
– Der Chef prüft oder lässt prüfen
Dies lies sich durch Einführung von Arbeitsteilung, Standardisierung und Automatisierung bis in die heutige Zeit erhalten, versagt nun aber gänzlich, da der Chef zum Bottleneck wird, wenn Produktentwicklungs- und Änderungsgeschwindigkeit zusammen mit der Produktkomplexität einen gewissen Grenzwert übersteigen.

Hier bedarf es nun einer fundamentalen Änderung des Führungsstils, der sich im wesentlichen durch die folgenden vier Eigenschaften beschreiben lässt:

Ermächtigung der Mitarbeiter (Empowerment):

Die Mitarbeiter werden dazu ermächtigt eigenverantwortlich zu arbeiten und Lösungen zu entwickeln, um das durch die Führungskraft kommunizierte, aber durch den Markt/Kunden vorgegebene, Ziel zu erreichen.

Positive Fehlerkultur:

Jeder Mitarbeiter, einschließlich der Führung, darf und soll Fehler machen. Fehler werden offen kommuniziert, konstruktiv bearbeitet und als Lerneffekt gesehen und genutzt. Im Extremfall werden Fehler gefeiert.

Unterstützendes Management (supportive management):

Die Führungskräfte sind Coaches ihrer Mitarbeiter, Sparringspartner in Diskussionen, geben Richtung und Freiheitsgrade vor. Die Führungskrafte sind dafür verantwortlich, dass Ihre Teams ungehindert arbeiten können.

Interdizipläres Arbeiten:

Innovationen und marktgerechte Lösungen entstehen dort wo die unterschiedlichen Disziplinen in einem Unternehmen über Organisationsgrenzen hinweg Ideen entwickeln können. So sollten idealerweise die Mitarbeiter von Marketing, Vertrieb, Produktion und Service zusammen an einem Tisch marktgerechte Lösungen erarbeiten. Die Führungskräfte sorgen dafür, dass die richtigen Mitarbeiter mit den nötigen Mitteln ausgestattet sind, dass sie organisationsübergeifend arbeiten können.

Vor diesem Hintergrund ist es für jeden Unternehmer unerlässlich, nicht nur über ein digitales Produkt oder ein digitales Geschäftsmodell nachzudenken, sondern sich auch zu überlegen, ob er selbst und seine Führungskräfte in der Lage sind, sich zu einem neuen Führungsstil hin zu verändern. Insbesondere patriarchische Unternehmer und Führungskräfte werden Ihr Führungsverhalten massiv ändern müssen um diesen Anforderungen gerecht zu werden. Ob sie dieser Herausforderung gewachsen sind und ob sie diese persönliche Veränderung meistern, wird am Ende der Markt entscheiden.


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